Unabhängige Whiskybrennereien in Schottland

Sylvia Simm | 23. Februar 2024

Mehr als 130 Brennereien gibt es in Schottland. Die meisten befinden sich in der Hand von global operierenden Konzernen. So besitzt beispielsweise der größte Spirituosenkonzern allein 40 Brennereien in Schottland.

Welche Brennereien gelten denn noch als unabhängig?

Die Brennereien sind alphabetisch aufgeführt und Neugründungen ab 2000 haben wir separat aufgeführt:

Inhaltsverzeichnis

Aktuell unabhängige Brennereien

Die Brennerei entstand erst im Jahr 1995 und benannte sich nach der Insel Arran, auf der sie sich befindet. Nachdem im Jahr 2019 eine zweite Brennerei auf der Insel Arran eröffnete – es handelt sich um die Brennerei Lagg ( siehe unten) – nannte sich die Brennerei Arran zur besseren Unterscheidung um und heißt heute Lochranza.

Ursprünglich im Jahr 1898 gegründet hat Benromach eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Sie musste mehrmals öffnen und wieder schließen. Schließlich kaufte sie im Jahr 1993 der Unabhängige Abfüller G&M, seit 1998 ist sie wieder in Betrieb. 

Die Brennerei Bladnoch in den Lowlands war zunächst im Konzern Diageo. 1995 wurde sie privat von den Brüdern Armstrong gekauft und letztendlich, nach anfangs anderen Plänen, wurde mit der Whiskyproduktion begonnen. Im Jahr 2009 wurde sie stillgelegt, um schließlich 2015 von dem australischem Unternehmer David Prior gekauft und wiedereröffnet zu werden. Seit 2000 gibt es wieder Whisky.

Daftmill

Die Brennerei war stillgelegt und lief im Jahr 2005 wieder an! Sie ist eine Farmbrennerei in den Lowlands, neu gebaut und in der Hand von zwei Brüdern.

Die ‚berühmteste‘ unabhängige Brennerei war früher Teil von Pernod Ricard. Sie ist eine kleine Brennerei in den schottischen Highlands. 2002 wurde sie vom Unabhängigen Abfüller Signatory Vintage gekauft. Sie ist ein kleines Schmuckstück.

Sie ist die wichtigste Brennerei in Privatbesitz und wurde 1886 erbaut und im Jahr 1865 von der Familie Grant gekauft. Seitdem brennt sie in 6. Generation Malt Whisky und besitzt noch wunderbare alte Fässer.

Eine lange Geschichte steht hinter der Brennerei. Der Ursprung liegt im Jahr 1956 mit dem Erwerb des Grundstücks, 1965 begann Bau. Jedoch erst 1990 wurde das erste Mal destilliert und 1993 der erste Whisky unter dem Namen Drumguish veröffentlicht, der dann zur Jahrtausendwende in Speyside umbenannt wurde. Die private Investorengruppe Speyside Distillery Company übernahm im Jahr 2000. Im Jahr 2012 ging die Brennerei an das Familienunternehmen Harvey’s of Edinburgh und der Name wurde erneut geändert, in Spey.

In der Brennerei wird nicht nur Whisky gebrannt, sondern auch selbst gemälzt und in Flaschen abgefüllt.  Aufgrund wirtschaftlicher Engpässe stand die Produktion immer wieder mal still. Bei einer erneuten Eröffnung der Brennerei im Jahr 1989 wurde die Springbank Distillery Company Limited gegründet, die bis heute von der Familie Mitchell geführt wird. Außerdem wurde 2000 die alte Brennerei daneben wieder in Betrieb genommen, die Glengyle Brennerei. Whisky darf nicht so genannt werden, da es bereits einen Blend Glengyle gibt, von dem die Rechte nicht frei sind. Somit eröffnete 2004 die Mitchell’s Glengyle Distillery, die den Whisky mit dem Namen Kilkerran auf den Markt brachte!

 

Interessant zu wissen!

Wir wollen drei Brennereien nicht unerwähnt lassen, die als unabhängige Brennereien starteten und ihre Unabhängigkeit auch über viele Jahre behielten, dann aber letztendlich doch in größeren Konzernen aufgingen:

Bruichladdich

Die Brennerei wurde 1881 von der Familie Harvey gegründet. Ab 1936 wechselte sie häufig den Besitzer und war auch zeitweise geschlossen. Im Jahr 2000 fand ein Verkauf an den unabhängigen Abfüller Murray McDavid statt und 2012 ging die Brennerei in den Besitz des Konzerns Rémy Cointreau über. Sie wurde zu einem stolzen Preis verkauft.

Glengoyne

Die Brennerei gehört dem Unabhängigen Abfüller IanMacleod Distillers Limited und ging im Jahr 2003 an die Edrington Group. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann man nicht mehr davon sprechen, dass es sich um eine unabhängig geführte Brennerei handelt.

Tullibardine

Seit 1949 produziert Tullibardine. Die Brennerei wurde mehrfach weiterverkauft, so im Jahr 1953 und 1971. Invergordon Distillers macht die Marke Tullibardine bekannt. Im Jahr 1993 wurde die Brennerei von Whyte & Mackay übernommen, um kurz darauf geschlossen zu werden. 2003 kauften vier Privatleute die Brennerei. Sie ging aber letztendlich 2011 in den Besitz der französischen Wein- und Spirituosengruppe Picard Vins & Spiritueux über. 

Neugründungen ab dem Jahr 2000

Die Brennerei wurde im Jahr 2005 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war sie die erste neu gegründete Brennerei auf Islay seit 124 Jahren.

Die sehr junge Brennerei entstand ab dem Jahr 2007, als David Thomson und Teresa Church das alte baufällige Gebäude der ehemaligen Annandale Distillery an der englischen Grenze im Nordwesten Schottlands kauften. Ab 2011 wurde mit der Destillation begonnen.

Die Brennerei Abhainn Dearg auf der Insel Lewis wurde 2008 von dem Privatmann Mark Tayburn erbaut. Bereits im Jahr 2010 wurde der erste Whisky abgefüllt.

Auf der Isle of Arran entstand als zweite Brennerei neben Arran eine neue Destillerie mit dem Namen Lagg. Sie startete 2017 mit der Whiskyproduktion. Um die beiden Brennereien auf der Insel künftig besser unterscheiden zu können, benannte Arran sich um und heißt jetzt Lochranza.

1913 kaufte die Familie McKenzie Smith die Abtei Lindores und im Jahr 2017 eröffnete ein McKenzie Smith Nachfahre die heutige Lindores Abbey Distillery. Sie wird heute von einer Gesellschaft geführt, die sich zur Aufgabe gemacht hat, dass in der alten 1191 erbauten Abtei altes Handwerk, wie brauen, destillieren, Gartenbau und Imkerei praktiziert wird.

Im Jahr 2018 wurde auf der Insel Islay die Brennerei Ardnahoe neu gegründet. Besitzer ist der unabhängige Abfüller Hunter Laing & Co. Stewart Laing, der bereits in jungen Jahren erste Erfahrung bei Bruichladdich sammeln konnte, erfüllte sich mit der Brennerei einen Traum. Wir freuen uns bereits auf die ersten Abfüllungen!

Fazit

Für uns Verbraucher klingt es wie eine Idylle, wenn eine Brennerei noch privat geführt wird. Wir haben die Vorstellung, dass Herstellungsprozesse von Hand ausgeführt werden und wir am Ende ein geschmackliches Kleinod in den Händen halten!

Allerdings muss man bei jeder Neugründung bedenken, dass eine lange Durststrecke von drei Jahren mit Aufbau und Mindestreifezeit zu überstehen ist. Es ist daher verständlich, dass Whiskybrennereien in die Hände von Konzernen übergehen.

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